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Maria Magdalena, die Begründerin des Christentums

Die Jünger, die Jesus am nächsten standen, waren offensichtlich tief genug beeindruckt von seiner Präsenz und Wortkraft, dass sie ihm bedingungslos nachfolgten, hatten seine Lehre aber wohl nie vollkommen verinnerlicht, wie sich an unterschiedlichen Bibelzitaten ablesen lässt.

Ich vermute, ein Grund war, dass sie zu sehr an den Worten hängen blieben, anstatt diesen zu erlauben, sie vollkommen zu öffnen -hin zu einer eigenen, tief integrierten Erfahrung.

Wie oft hatte Jesus die Jünger ermahnt, weil ihnen das Verständnis, der weitere Blick und die Einfühlsamkeit fehlte. Und obwohl Jesus seinen Aposteln aufgetragen hatte, Liebe, Verständnis und Heilung in die Welt zu bringen, gingen sie los und gründeten nach seinem Tode eine Glaubensbewegung, die in erster Linie ihrer beengten religiösen Auffassung entsprach. Und was sich daraus entwickelt hat, kann man anhand der Geschichte des Christentums bis zum heutigen Tag nachverfolgen. Ich persönlich finde diese Entwicklung, wenn man im Bezug zur Kernlehre Jesu darauf blickt, mehr als dürftig und unbefriedigend.

Selbst, wenn nach neuester Recherche, der -sich selbst berufene- Apostel Paulus im Bezug auf seine Frauenfeindlichkeit offensichtlich rehabilitiert werden muss, so waren die Jünger Jesu im Allgemeinen nicht sonderlich an einer Welt interessiert, die das Weibliche mit einbezog und ehrte. Sie wollten hauptsächlich ihr eigenes Ding machen. Sie waren nicht fähig über ihre eigenen Begrenzungen und weltlichen Pläne hinauszuschauen. Sie waren unfähig, die physische Form der Dinge zu durchschauen. Sie hatten keinen Zugang zu einer erweiterten Realität, die alles beinhaltet. Und wenn sie einen Einblick davon erhaschten, wurde nur ihr Bestreben angefacht, diese überwältigende Dimension auf irgendeine Weise in Besitz zu nehmen und dadurch Ruhm und Bedeutsamkeit zu erwerben.

Im Grunde war Maria Magdalena die Begründerin des Christentums, so wie Jesus es gemeint hatte. Einer Religion die den Menschen die eigene Erkenntnisfähigkeit zugestand, ja sie sogar dazu ermächtigte und befreite. Jesus selbst sagte: Ihr werdet noch viel größere Wunder tun als ich. Ihr werdet Kranke heilen und „Dämonen” austreiben.

Maria Magdalena verstand, was Jesus meinte, als er sinngemäß sagte:

Halte dich nicht an meiner Form fest

Ihr wurde die Erkenntnis zuteil, dass wir über die Form der Erscheinungen und Begrenzungen jedweder Art hinausgehen können. Das wir unsere Wahrnehmung erweitern können. Sie durchbrach diese Illusion. Sie erweckte Jesus praktisch wieder zum Leben, weil sie ihn auch in der anderen Form erkannte…und damit das Wesen aller Dinge erkannte.

Formen wandeln sich…aber das Wesentliche ist immer hier.

Liebe ist immer hier.

Der Geist ist immer hier.

Das war die frohe Botschaft, die sie als gnostische Priesterin in die Welt brachte.

Auch wir sitzen heute noch permanent der Illusion der Form auf und halten uns vorwiegend an Worten fest. Auch heute noch laufen wir Gefahr, SklavInnen unserer verinnerlichten Dogmen der unterschiedlichsten politischen und spirituellen Couleur zu werden. Auch heute noch lassen wir uns von der Enge unserer persönlichen Geschichten und Dramen gefangen halten, einem Netz aus Überzeugungen, Vorstellungen und Erwartungen. Wir sind so fasziniert davon, dass wir die Freiheit und den Frieden ignorieren, die jederzeit zugänglich für uns sind.

Um diese Täuschung zu erkennen, müssen wir aber zunächst alle Worte loslassen: die eigenen und die, die scheinbar von außen kommen. Wir müssen immer wieder in die Stille lauschen, diese Stille kultivieren und dann die Leere aushalten, empfänglich werden, lauschen und Hingabe üben. Wir müssen den Zwischenzustand ertragen können, den Tod dessen tolerieren, was wir bis dato für die allumfassende Wahrheit hielten, während wir der Vision des Neuen in der tiefsten Dunkelheit des Nichtwissens, in unserer rohsten Verletzlichkeit, Raum geben.

Wenn wir wirkliche Erkenntnis erlangen möchten, müssen wir uns frei machen…auch von uns selbst. Wir müssen das sterben lassen, was wir glaubten, zu sein oder zu wissen. Wir müssen uns verabschieden von liebgewordenen Überzeugungen, hartnäckigen Vorstellungen, Erwartungen und Befürchtungen. Wir müssen die Welt, wie sie ist, durchdringen mit unserem Geist und unserer Liebe.

Vor allem müssen wir uns frei machen von der Vorstellung, da draußen sei irgendetwas außer uns selbst, etwas, das getrennt von uns sei, etwas das wir bekämpfen müssten.

Wir müssen uns selbst mit strenger Liebe selbst ins Gesicht sehen.

Und noch was: Spiritualität, die ihrem Wesen nach weiblich ist, wurde über Jahrtausende hinweg fast ausschließlich über Männer repräsentiert. Es ist Zeit, Schwestern, unsere Plätze wieder einzunehmen und unserer Weisheit Raum und Ausdruck zu geben.

Die Welt sehnt sich nach dem Weiblichen.

~ Claudia@womanessence

Bild: Danie Franco, Unsplash, CC0

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