Ich mag es überhaupt nicht, sprachlos zu sein.
Sprachlos, wenn ich Unerhörtes und Haarsträubendes höre.
Sprachlos, wenn mich jemand angreift oder in die Enge treibt.
Sprachlos, wenn jemand auf eine prompte Antwort besteht.
Und doch bemerke ich, wie in dieser Sprachlosigkeit, in ihrer Leere, in diesem regelrechten Blackout, eine immense Weite entsteht, wo ich mich der Sinnlosigkeit der Worte, der Unzulänglichkeit der Sprache und der vernünftigen Argumente ergebe.
Ich erfahre plötzlich Freiheit und überlasse mich für ein paar Augenblicke diesem grenzenlosen Raum.
Es ist wie ein Aufwachen in der Realität.
Im Außen kann es dann geschehen, dass ich in diesem verzögerten Moment als Spiegel diene.
Weil ich „nicht da bin“, sieht der andere plötzlich sich selbst und sein Handeln.
Es kann sein, dass sich plötzlich beide schwebend wiederfinden in dem entstandenen energetischen Feld der Sprachlosigkeit und dadurch irgendeine Veränderung geschieht.
Manchmal drücke ich auch nur das aus, was ich in jenem Moment fühle, und ich sage einfach: „Ich bin sprachlos.“
Das verbindet mich zumindest wieder mit mir selbst.
♥
~ Claudia Womanessence
Bild: Splitshire