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Was möchte jetzt in dir gesehen werden, Schwester?

Welch ein herausforderndes Jahr, Tochter der Erde!  Nun neigt es sich langsam dem Ende zu. Vielleicht magst du wie ich eine Rückschau halten und auch etwas über den Segen weiblicher Verkörperungspraxis in schwierigen Zeiten erfahren.

2020 ~ Das Corona Jahr

Ja, es hat uns allen Einiges abverlangt. Das Virus hat nicht nur unseren eingespielten Alltag und unsere Gewohnheiten auf den Kopf gestellt, sondern es wirkte außerdem wie ein Brennglas, das unsere tiefsten inneren Themen aktivierte: Ein Vergrößerungsglas für unsere verdrängten Gefühle und Empfindungen, die wir uns normalerweise nicht erlauben, wie Angst, Ohnmacht, Frust, Wut, Überforderung, Erschöpfung und Trauer.

Ungeliebte Schattenkinder in unseren inneren Kellern schrien und bettelten nach Aufmerksamkeit, wollten gesehen und gehört werden und in tröstende Arme genommen werden. Doch anstatt sich um die re-traumatisierten inneren Kinder zu kümmern, wurden sie oft zum x-ten Male ignoriert und abgewiesen und stattdessen im Außen Verantwortliche und Schuldige für die innere Verlorenheit gesucht.

Dabei geht es gar nicht um Schuld, sondern eher um Versäumnisse uns selbst gegenüber…es geht um die Negierung bzw. Bewusstheit unserer tiefsten Bedürfnisse und die daraus resultierenden Handlungen im Außen.

Corona prüfte unsere Toleranz gegenüber anderen Weltanschauungen, aber auch persönliche Grenzen mussten definiert und gesetzt werden. Es ging darum, einen Stand einzunehmen und dabei gleichzeitig entspannt gegenüber Andersdenkenden zu bleiben, denn innere Glaubenssätze und Überzeugungen suchten ihre Entsprechungen im Außen und bestätigten sich natürlich zwangsläufig für jede in einer anderen Weise. Meinungen und Weltsichten prallten aufeinander, während sich die Wahrheit auf einmal als eine äußerst subjektive Angelegenheit herausstellte.

Alle Arten von liebgewordenen bzw. widerwillig akzeptierten Strukturen, die uns bislang Halt und Orientierung gaben, fielen auseinander. Es gab keine einfachen Antworten und schnelle Lösungen für komplizierte Sachverhalte und Dynamiken. Wir wurden mit der Zerbrechlichkeit unserer Existenz und unserer Verletzlichkeit konfrontiert -und auch mit unserer Ignoranz gegenüber all den inneren und äußeren Themen, die wir bis dato nicht anschauen wollten, weil sie uns Angst machten oder uns vielleicht auch gleichgültig waren, weil wir funktionierende Strategien entwickelt hatten, irgendwie um sie herum zu kommen und uns ihnen nicht stellen zu müssen.

Corona aber warf uns auf uns selbst zurück und hielt uns den Spiegel vor…und das fühlte sich mitunter äußerst unkomfortabel und schrecklich ernüchternd an.

Wie hilfreich war genau da unsere weiblich-spirituelle Praxis: Atmen…spüren…fühlen…lauschen…einfach dableiben…den Gefühlen und Empfindungen Raum geben, bis die Energie wieder frei fließt.

Ich nenne dies eine Friedenspraxis: Du bleibst bei dir und hältst dich selbst mit allem, was gefühlt und gespürt werden möchte. Du gibst den Widerstand auf und dich vollkommen dem Moment hin…in seiner schonungslosesten und unschuldigsten Erscheinungsform…solange und so tief bis du von reiner Präsenz, Wärme und Klarheit durchflutet wirst.

Du findest wieder Halt…irgendwo im Spannungsfeld von Freiheit und Geborgenheit, im ewigen Puls von Zusammenziehen und Ausdehnen. Du brauchst an keinem Zustand festzuhalten, weder am glückseligen, noch am verzweifelten. Alles ist in Bewegung. Nichts bleibt, wie es ist. Leben geschieht. Entwicklung geschieht. Heilung geschieht. Ständig.

Nimm dich selbst wahr inmitten der Schwingung von Chaos, Unsicherheit, Angst, Aggression…lass es zu. Es sind heftige Energien, und wir sind kulturell gesehen nicht darin geübt, diese Energien in unserem  Körper zuzulassen, ihnen Raum zu geben und sie sich bewegen und ausdrücken zu lassen. Dabei ist unsere wundervolle Körperin in der Lage, alle Gefühle und Empfindungen als auch all die kollektiven Schwingungen, die in uns resonieren wie in einem sicheren Behälter zu halten.

Lass all diese lebendigen Schwingungen in dir zu. Es gibt keinen Grund etwas nicht fühlen und spüren zu wollen. Es ist pure Lebensenergie, auch wenn sie sich manchmal überwältigend und beängstigend anfühlt, darunter liegt pure Freiheit und ein unerschöpfliches Kraftpotential. 

Fühle alles. Lass dich schaudern, zittern, schütteln, tönen, jammern, in einer unbekannten Sprache schimpfen, fühle deine integre unantastbare Mitte, dein Zentrum, deine Zugehörigkeit zum großen Ganzen, zur unendlichen Bewegung des kosmischen Pulses welcher von all dem unerschüttert bleibt, während du in purer Lebendigkeit badest.

Was möchte in dir in diesem Moment gesehen werden, Schwester?

Ich halte dir den Raum.

~ Claudia@womanessence

:: Übung: Bevor du morgens aufstehst, gönne dir zehn langsame wirklich tiefe Atemzüge. Umarme dich selbst mit allem, was gerade an Gefühlen und Empfindungen in dir lebendig ist und bade in der Empfindung von Sanftheit und Güte. Berühre deinen Körper mit Liebe und heiße dich selbst an diesem neuen Tag willkommen. Lass Sanftheit und Güte an jedem Tag deine Begleiterinnen sein. Sobald du Überforderung spürst, atme ein: Sanftheit, atme aus: Güte.

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Bild: Engin Akyurt, Unsplash, CC0

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