von Susanne Hühn
Wir sind leistungsorientiert, wir sind erfolgreich, wir sind
schön und tapfer, wir sind sexy und wohlgeformt – und sind
wir es nicht, schämen wir uns voreinander und besonders vor
uns selbst. Wir tun beinahe alles, um diesen Zustand zu ändern.
Wir schämen uns, wenn wir dick oder dünn sind, wenn
wir betrogen oder verlassen werden, wenn wir uns um das
Haus und die Kinder kümmern, statt einem bezahlten Beruf nachzugehen – und wir schämen uns genauso, wenn wir, statt uns um das Haus und die Kinder zu kümmern, eben jenen bezahlten Beruf ausüben, wenn wir unglückliche Beziehungen – und dazu gehören auch Freundschaften – verlassen und uns um uns selbst kümmern.
Wir schämen uns, wenn wir Kinder haben, weil sie eventuell nicht gut, intelligent, reif oder kreativ genug sind und unser Bauch ein wenig oder auch ein wenig mehr hängt – und wir schämen uns, wenn wir keine Kinder haben und unserem biologischen
Auftrag nicht nachgekommen sind.
Wir schämen uns sogar, wenn wir Kinder verloren haben.
Wir schämen uns, wenn wir im Mangel sind, aber auch, wenn es uns gut geht.
So viel Scham! Ist das zu fassen? Wer hat uns denn so beschämt und wozu?
Nun, wer uns beschämt hat, ist ziemlich klar, und es ist erst recht klar, wozu das geschehen ist. Lassen wir die Kirche, welche auch immer, im Dorf, hören wir auf der Stelle auf, darüber zu reden.
Nähren wir das Weibliche und achten und ehren wir die Göttin in uns und in allen Frauen, die uns begegnen.
~ Susanne Hühn, www.susannehuehn.de
Bild: Tiago Bandeira, Unsplash, CC0
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