In diesen Nächten kommt sie ganz nah an mein Ohr und flüstert mir schreckliche Dinge zu.
Ich erstarre.
Traue mich kaum, zu atmen.
Mein Solarplexus hämmert.
Die dunkle Göttin forderte schon so viel von mir in diesem Jahr.
Wird SIE mir jetzt noch mehr nehmen?
Das Äußerste fordern?
SIE kommt immer näher.
SIE ist in matt glänzenden schwarzen Taft gehüllt.
Ihre Robe ist majestätisch und ausladend.
Ihr Gesicht kann ich nicht sehen.
SIE wirkt abweisend und kühl.
Ich erzähle ihr von meiner tiefen Angst und meinem Ringen, darin offen und berührbar zu bleiben.
Ich bitte SIE um Hilfe.
Und fühle gleichzeitig meinen inneren Zweifel.
Bin ich es wert?
Darf ich von diesem Schmerz und dieser Angst befreit werden?
Und: Was bin ich eigentlich ohne diese Angst?
Und: Was bin ich ohne das, was ich glaube, verlieren zu können?
Ist es mir vergönnt, dass dieser bittere Kelch noch einmal an mir vorbeigeht?
Gibt es noch einmal Aufschub?
Aber bin ich überhaupt empfänglich für ihre Gnade?
Die Göttin bleibt kühl und unnahbar.
SIE lässt sich nicht erweichen.
Ich verstehe plötzlich:
SIE ist mein Spiegel.
Ich beginne zu erahnen, wie sich meine Beherrschung und mein Festhalten
wohl auf mein Gegenüber auswirkt.
Den Geliebten, der jetzt nichts als warme Präsenz und Mitgefühl von mir braucht.
Etwas verändert sich.
Etwas bricht auf in mir und beginnt zu fließen.
Jetzt endlich nimmt SIE mich zu sich.
In ihre Arme.
Wir beginnen zu verschmelzen.
Ich bin SIE.
SIE ist ich.
Ich begreife:
SIE ermächtigt mich.
SIE erinnert mich daran, dass diese Situation eine der unzähligen Initiationen ist, die sie mir gibt.
Ich spüre meinen Schoß.
Ich spüre die Erde.
Ich spüre meine Wurzeln.
Ja, das Bangen ist immer noch hier.
Die Angst keucht immer noch heiß in mein Ohr.
Aber etwas ist anders geworden.
~ Claudia@womanessence
Bild: Unsplash
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~