Oh, schwester, fühlst du den abgrund unter dir lauern…
den abgrund , den deine anpassung
an werte, die nicht die deinen waren,
und die du dennoch dafür hieltst
nicht zuschütten konnten.
Du kannst dich nicht erinnern, wann du damit angefangen hast,
dich für liebe und trügerische sicherheit selbst zu verleugnen.
Eins nach dem anderen legtest du alles ab, was dir wichtig war,
was dich inspirierte,
was dir wirklich freude machte,
weil er es nicht teilte und nicht verstand.
Und damit er keine angst vor dem alleinsein fühlen musste.
Und damit du den schmerz des verstoßenseins nicht fühlen musstest,
hast du dich begnügt und deinen radius immer kleiner abgesteckt.
Aber die tiefen der wahrheit nicht fühlen zu müssen ist kein segen
und taubheit ist ein hoher preis.
Dir ist kalt und bang.
Du weißt, du musst es jetzt aussprechen.
Im namen der lebendigkeit.
Du weißt, du musst dich jetzt dem stellen, was noch übrig ist
von der liebe, der freude, der leichtigkeit, dem prickeln.
Du weißt, es gibt jetzt keine ausreden mehr.
Fühle den abgrund, schwester.
Wach auf und fühle, spüre, atme, lausche…
Ist da noch eine glut, ein sehnen, eine neugier?
Oder ist da nur noch asche?
Sei ehrlich und loyal mit deiner sehnsucht.
Und deine eigene weisheit wird dich führen.
~ claudia@womanessence
Bild: unsplash