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Selbstversuch mit Kopfschmerzen

 SplitShire_9434

Gestern hatte ich ziemliche Kopf- und Gliederschmerzen. Fast den ganzen Tag bin ich auf dem Sofa gelegen und habe viel geschlafen.

Beim Zubettgehen stellte ich mir eine Flasche Wasser und Tabletten bereit, falls ich irgendwann in der Nacht die Kopfschmerzen nicht mehr aushalten wollte.

Da hatte ich die Eingebung, aus meiner Pein eine Übung zu machen. Ich legte mich also hin und ließ die Schmerzen kommen –ohne Widerstand. Ließ mich in sie hineinfallen und spürte sie voll und ganz. Ich forschte: In welchem Kopfbereich spüre ich genau was? Druck, Ziehen, Spannung…ich blieb neugierig und offen. Und glaube mir, der Kopf schmerzte wirklich heftig.

Mein Verstand schaltete sich immer wieder ein, wollte mich mit irgendwelchen Geschichten aus der Präsenz und von der Beobachtung des Geschehens ablenken.

Jedes Mal, wenn ich das bemerkte, holte ich mich wieder zurück zur Körperempfindung, nämlich direkt zum Schmerz –und schenkte ihm meine fürsorgliche Aufmerksamkeit. Irgendwann schlief ich dabei ein. Selbst im Schlaf plapperte mein Verstand ständig weiter und ich ließ mich immer wieder von ihm in Geschichten verwickeln. Darüber waren meine Kopfschmerzen gar nicht glücklich und meldeten sich wieder stärker, bis ich ihnen wieder meine geduldige Aufmerksamkeit zukommen ließ. Und so fühlte und forschte ich unbeirrt und war für sie da. Jedes Mal, wenn ich mich um ihn kümmerte, dankte mein Kopf mit einem Nachlassen der Spannung.

So ging das die ganze Nacht. Entspannt beobachtete ich meine Schmerzen im  Zustand zwischen Wachen und Schlafen und dem Geplapper meines Verstandes.

Ganz erholt und gelassen stand ich schließlich um 6:45 Uhr auf und setzte mich zur morgendlichen Meditation. Wie zu erwarten war, klärte sich mein Kopf dadurch noch etwas mehr.

Du fragst dich vielleicht, was der Sinn dieser Übung war.

Es ist nicht so, dass ich gegen Schmerztabletten wäre, wenn sie nötig sind. Ich wollte einfach nur üben, autonom mit meinem Schmerz umzugehen. Wenn der Schmerz aus mir kommt, muss ich ja irgendwie mit ihm interagieren können. Für mich war dies eine weitere gute und wichtige Erfahrung, die Verantwortung für meinen Körper zu übernehmen und für ihn da zu sein. Es geht nicht einmal primär darum, die Schmerzen wegzukriegen, sondern einfach darum, bei dem Körpergefühl zu bleiben. Dabei wird der Schmerz selbstverständlich nachlassen oder sogar ganz verschwinden. Paradoxerweise sollte dies aber nicht dein Ziel sein, sonst funktioniert es nicht. Dein Körper würde sich nämlich in seiner Qual nicht gesehen und geachtet fühlen. Du würdest ihm so zu verstehen geben, dass er einfach nur zu funktionieren hat. Stell dir mal vor, dass würde jemand mit dir machen.

Ich liebe solche Selbstversuche. Und dieser war nicht mein erster in dieser Art.

Die Körperlichkeit auf eine tiefere Weise zu erforschen, näher in Kontakt mit ihr zu gehen –mit all diesen Erscheinungen des Lebendigseins, das bedeutet für mich „In Beziehung sein mit mir selbst“ –über den Körper und seine Empfindungen. Mit ihm zu kommunizieren, ihn wertzuschätzen in seinen wohligen, wie auch in seinen kritischen Momenten.

Stell dir deinen Körper einfach vor wie dein Kind. Was würdest du tun, wenn es weint? Dich abwenden oder es gar beschimpfen, weil es nicht „funktioniert“? Oder würdest du ihm deine volle Aufmerksamkeit und deine Liebe schenken und für es da sein, bis es sich beruhigt?

Mich würden deine Gedanken zu diesem Selbstversuch sehr interessieren. Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder regt sich in dir Widerstand? Bitte kommentiere! Ich freue mich!

~ Claudia@womanessence

Bild: Splitshire

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4 Gedanken zu „Selbstversuch mit Kopfschmerzen

  1. Ich habe da auch schon experimentiert, aber bei Kopfschmerzen die so Richtung Migräne gehen schaffe ich es bis jetzt nicht, leider… weil die sich gerne mal 3 Tage hinzieht. Aber kann gut sein das ich es eben zu sehr weghaben will.

    1. Ich glaube, es geht hauptsächlich darum, seinem Körper zu lauschen. Manchmal geht der Schmerz weg und manchmal nicht. Danke, madameflamusse <3

  2. Hallo Claudia,
    ich versuche mit Schmerzen auch eher in dieser Weise umzugehen. Es ist nicht immer möglich, klar. Wenn eine Migräne aufkommt und ich zur Arbeit muss, dann nehme ich eben eine Tablette.

    Ich unterscheide für mich zwischen Schmerzen und Leiden.

    Den Schmerz als Schmerz wahrzunehmen, ihn zu honorieren, in gewisser Weise, ist auch für mich ein Ausdruck des Respektes mir selbst gegenüber. Der Schmerz hat seinen Grund. An mir nun, der Ursache auf die Spur zu kommen.
    Und jedesmal, wenn ich dem auf den Grund gehe, ist mir wohler am Ende.

    Ins Leiden verfallen, sich also vom diesem Schmerz überrollen lassen und lamentieren, das wiederum ist eine Frage der Entscheidung, der Positionierung.
    Ist manchmal auch nötig, klar… 😉

    Es gefällt mir gut, dass Du darüber schreibst. Und wie Du das tust.
    Lieber Gruss,
    miRjana

    1. Danke für deine Gedanken, miRjana. <3

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