Womanessence Retreats & Womencircles

Claudia Taverna

Gedanken zur kollektiven Verletzung der Schwesternschaft


von Mayonah Bliss

 Yoginis

Bild: Ayamayoga Elbvororte

Ich meine, es gibt eine kollektive Verletzung im Feld der Schwesternschaft.

Eine Verletzung, die zu der Zeit des Übergangs vom Matriarchat zum Patriarchat entstand. Es war die Zeit, da die bestehenden Frauengemeinschaften auseinanderfielen, da das Kraftfeld der Göttin langsam zerstört wurde.

Bis dahin war der Lebensmittelpunkt die Göttin selbst. Ihr galt die erste Liebe, ihr galt unsere Hingabe, das Leben stand in ihrem Dienst.In der Verbindung zu ihr waren die Frauen einander Schwestern und Gefährtinnen.

In der Zeit des Übergangs entstand ein Bruch in diesem Netz der Verbundenheit.

Es entstand eine Strömung unter den Frauen, die es aus den bestehenden Frauengemeinschaften hin zu einem Leben an der Seite eines Mannes zog.

Es war eine Bewegung weg von der Hingabe an die Göttin hin zu der Bezogenheit auf einen Mann. Nicht mehr der Göttin galt die erste Liebe, sondern dem Mann.

Nicht mehr in der tiefen Verbindung zur Göttin erfüllte sich die Liebessehnsucht, sondern der Mann wurde nun als Liebesgarant aufgesucht. Der Mann wurde der Mittelpunkt des Lebens, und die einstmalige Verbundenheit wich einem zunehmenden Gefühl der Konkurrenz unter den Frauen.

Die Frauen, die in den Frauengemeinschaften im Dienst an der Göttin blieben, fühlten den Schmerz des Verrats der Schwesternschaft.

Die Frauen, die gingen spürten den Schmerz, ihre Schwestern zu verlassen, um ihrer Sehnsucht zum Mann zu folgen.

Auf beiden Seiten war Schmerz, war Trennung.

Ich glaube, daß dieser kollektive Schmerz der Trennung voneinander tief eingegraben in uns liegt – und darauf wartet, erlöst zu werden.

Heute ist die Zeit der Verbindung

Heute ist eine neue Zeit. Wir müssen uns nicht mehr zwischen einem Leben in der Hingabe an die Göttin/an das Leben/die Liebe und dem Leben an der Seite eines Mannes entscheiden. Es muß kein Entweder oder geben. Heute ist die Zeit der Verbindung.

Wenn wir uns all diese Verletzungen auf den verschiedenen Ebenen vor Augen halten, ist es nicht verwunderlich, daß sich unser Herz für die andere Frau als Schwester geschlossen hat. Damit hat es sich aber auch geschlossen für ein Leben aus der Fülle der Liebe und einer tiefen Verbundenheit im kollektiven Feld der Weiblichkeit.

In diesem Zustand werden wir leicht anfällig für die Folgeerscheinungen eines Herzens, das nicht mehr mit der Fülle allen Seins verbunden ist:

Konkurrenz, Neid und Vergleich.

Konkurrenz entsteht aus einem Mangelgefühl, aus der Angst, die andere könnte mir etwas wegnehmen oder den eigenen Raum beschneiden.

Neid zeigt mir, wo ich selbst etwas verwirklichen möchte und noch nicht geschafft habe.

Vergleich entsteht, wenn ich meinen eigenen Selbstwert nicht fühlen kann.

Konkurrenz, Neid und Vergleich sind Alarmzeichen dafür, daß ich aus der Verbindung zur Quelle gefallen bin und den eigenen Selbstwert zuwenig genährt, die eigenen Gaben noch zuwenig ins Blühen gebracht habe. Dann werden sie zu Wegweisern, die mich erinnern, was ich vernachlässigt habe!

 

Was kann uns nun aus der Trennung in die Verbundenheit, aus der Verletzung und dem Verschließen in die Öffnung und Heilung führen?

– Zunächst einmal, uns zu erlauben, genau zu fühlen, wo wir verletzt sind, wo wir uns getrennt fühlen und uns darin zu zeigen, uns mitzuteilen, miteinander darin in Kontakt zu gehen. Den Mut zur Offenheit zu finden, in allem, was da gespürt werden will!

– Uns zu erlauben, die Sehnsucht hinter der Verletzung zu spüren, ihr unsere Aufmerksamkeit schenken – und ihrem Ruf mutig zu folgen!

– Unsere Wahrnehmung aus der eigenen Begrenzung aufs weibliche Kollektiv auszudehnen und zu erkennen: den meisten Frauen geht es ähnlich!

Wir sind alle Teil derselben Kulturgeschichte, haben alle denselben Schmerzkörper, denselben mind, diesselbe Sehnsucht in unserem Herzen und dasselbe Erbe an Kraft und Weisheit, auf das wir zurückgreifen können!

Wenn wir dies in aller Tiefe erkennen können, dann spüren wir, daß es im Grunde sehr viel mehr gibt, was uns verbindet, als was uns trennt!

Aus der Kraft der Schwesternschaft zu leben heißt:

uns zu öffnen für das Bewußtsein, daß wir alle Teil des weiblichen Kollektivs sind

  • uns zu erinnern, daß wir ein Sein sind
  • die Verbindung zur eigenen inneren Quelle, die Quelle allen Seins an erste Stelle zu setzen
  • uns auf dem Heilungsweg zu unterstützen
  • die andere als Spiegel meiner selbst zu sehen
  • die eigenen Gaben ins Blühen zu bringen, die der anderen wertzuschätzen

und uns gegenseitig in unserem Potential zu stärken.

Wenn dann das Feld der Schwesternschaft entsteht, entsteht mehr als die Summe unserer Teile. Ein Feld der Schwesternschaft birgt ungeheures Potential in sich – für uns und für die Welt:

  • Es kann wie ein großes Transformationschakra wirken, durch das kollektiver Frauenschmerz erlöst werden kann
  • Es kann wie ein Geburtskanal wirken, durch das die Kraft der Göttin, die Quelle allen Seins in allen zum Leuchten kommt und wir uns daran erinnern, wer wir sind
  • Es kann uns wiederverbinden mit altem Frauenwissen, mit der Kraft unseres urweiblichen Seins und uns zu unserer natürlichen weiblichen Autorität wieder ermächtigen

Unsere Welt braucht Frauen in ihrer weiblichen Kraft und Weisheit, Frauen in ihrer natürlichen weichen Autorität, Frauen, die ihre Stimme für alles Lebendige, für die Liebe erheben!

Die Zeit der Einzelkämpferin ist vorbei. Das, was in unserer Welt ansteht, können wir nicht alleine schaffen. Es braucht uns in unserer Verbundenheit, in einer gemeinsamen weiblichen Kraft. Um diese Welt neu zu gebären!

Mögen wir Ahninnen der Zukunft werden.

Zum Wohle allen Lebens, zum Wohle aller nachfolgenden Generationen.

Ahey.

~ Mayonah Bliss (Auszug aus der Eröffnungsrede zum Frauenkongress 2011 auf Gut Hübental.)

Hier findest du den vollständigen Vortrag von Mayonah Bliss:

http://https://www.youtube.com/watch?v=OO6i8sQZQTY

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