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Die heilende Energie des Männlichen

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von Sara Silver Wind

Meine lieben Schwestern,

ich bin Seminarleiterin und habe am Wochenende mit meinem Gefährten eine Allerheiligen Gruppe gestaltet, in der es speziell auch um unsere Ahnen ging. In diesen Seminaren kommen die Menschen oft in sehr tiefgehende Prozesse, die z.T. auch sehr laut sein können. Damit bin ich immer wieder im Konflikt, weil ich zum Einen sehe, dass es so sein muss und das auch liebe und ehre; und zum Anderen oft unglaublich geräusch- und lärmempfindlich bin – besonders in den Räumen, die wir in diesen Seminaren gemeinsam betreten. Besonders die lauten Männerstimmen können mir da richtig physischen Schmerz bereiten.

An diesem Wochenende, am ersten Tag, war das wieder mal so – die Männer sind so richtig abgegangen – haben ihren Schmerz rausgeheult, geschrien, gebrüllt, gelacht und ab einem bestimmten Zeitpunkt konnte ich es nicht mehr aushalten und habe einfach dicht gemacht…und dann beobachtet , was in mir so passiert. Wie ich mich abschneide und innerlich weggehe in so einem Moment , wie mir innerlich alles eng wurde und ich resignierte… Damit ging ich dann in die Nacht und gegen Morgen tauchte in mir das Gefühl auf, womit das zusammenhängen könnte.

Ich habe als Baby vor allem, aber auch später viel Gewalt mitbekommen, wenn mein alkoholisierter Vater meine Mutter verprügelt hat, zuhause gewütet hat; war dabei, als er sich das Leben nehmen wollte und meine Mutter ihn davon abhalten wollte und warten musste, bis er bewusstlos war, bevor sie Hilfe holen konnte – ich lag da überall dazwischen mit einem Jahr ca. -und ich habe plötzlich tief gefühlt, wie tief mir dies alles in den Zellen sitzt – und das in mir eine tiefsitzende Angst vor allem vor der Unberechenbarkeit und dem lauten Gewaltausdruck der Männer wirkt. Mein Männerbild wurde auch später durch emotionalen, psychischen und körperlichen Missbrauch, durch Macht, durch Autorität geprägt…

Und beim Sharing am Morgen – wo ich hören durfte, wie unendlich heilsam es besonders für die Männer gewesen war – auch so viel Raum für ihren Ausdruck zu bekommen – aber auch für viele der Frauen – die Männer so in ihrer Kraft wahrzunehmen – und ich mein „Dilemma“ schilderte – keimte in mir die Idee, mich in der zweiten Nacht vielleicht mal ganz bewusst in die Hände dieser Männer zu geben und das mal zu spüren – wie es sich anfühlt, von Männern gehalten zu werden.
Ich habe mir das dann schenken lassen in dieser Nacht. Ich lag in der Mitte, auf unserem Heilungsplatz (es hat mich Mut gekostet, mich dort hinzulegen und darum zu bitten) und um mich herum haben die Männer gemeinsam mit meinem Gefährten einen Heilkreis gebildet.

Und zuerst waren sie ganz zart – haben mich nicht berührt und ich hätte von der Energie her gar nicht unterscheiden können, sind da Männer oder Frauen bei mir – ich lag in diesem liebevollen zarten Feld und wurde von den heftigsten grausamsten Bildern geflutet – von Opferungen, Vergewaltigungen, Folterungen, Krieg… es fühlte sich so paradox an – gleichzeitig überhaupt nicht bedrohend… irgendwann hörte das auf und ich spürte gar nichts… bis ganz langsam dann die Kraft und Liebe dieser Männer in mich einzusickern begann…und so nach und nach spürte ich, wie sich mein ganzes Wesen füllte und auftankte…die Männer sprachen immer wieder meinen Namen und ich merke, wie mein Name jetzt immer noch in mir so neu schwingt… und einmal dachte ich – jetzt bekomme ich alles, was ich als Kind nie bekommen habe – aber dann wurde mir klar, dass das nur meine Vorstellung war – in Wirklichkeit bekam ich jetzt – genau in diesem Moment als erwachsene Frau diese Begegnung geschenkt. Diese Präsenz und bedingungslose wunderbare heilsame Männerkraft – und Liebe. Und es war so zutiefst heilsam und nährend.

Und heute wird mir klar – wie tief meine Zellinformation, geprägt durch angedeutete Erlebnisse und das Bild von Männern und meine Angst vor ihrer unberechenbaren Kraft, meine Sexualität und meine Beziehungen beeinflusst. Ich habe tiefer verstanden, wo ich herkomme und was in mir wirkt. Und ich bin zutiefst berührt und mal wieder verwundert über die Weisheit, mit der das Leben sich täglich entfaltet. Ich fühle mich weich und weiblich und versöhnt und genährt. Durch diesen einen langen Moment an Präsenz, dem ich mich vertrauensvoll hingeben durfte.

Danke Euch fürs Zuhören und Mitfühlen. Danke für Eure Präsenz.

~ Sara Silver Wind (aus einem Brief in einer geschlossenen FB Gruppe/ hier veröffentlicht mit Sara´s Erlaubnis)

Bild: Tchoutcho Dantine de Thier, Unsplash, CC0

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