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Altwerden

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Ich möchte gerne einen “kleinen” persönlichen Prozess mit euch teilen. Und zwar geht es ums Altwerden.

Auslöser und Hintergrund für diesen inneren Prozess war ein mehrtägiger Aufenthalt auf der wunderschönen Insel Teneriffa. Jetzt werdet ihr euch fragen, was die freundliche Kanareninsel denn mit dem Altern zu tun hat….

Geduld, Geduld, ich werd es euch erzählen….

Also, ich weiß nicht, ob es mit der Reisezeit zu tun hatte oder mit der Insel selbst, aber ich sah überall fast ausnahmslos nur Siebzig-bis Achtzigjährige und noch ältere Menschen. Bitte versteht mich jetzt nicht falsch, natürlich werden wir alle älter und es ist ja auch nichts falsch daran, älter zu werden. Nur war ich plötzlich so geballt mit dem Alter und all seinen Ausdrucksformen konfrontiert.

In meinem ganz normalen Alltag relativierten sich ja bisher die Altersgruppen. Da gab mir das nicht so sehr zu denken.

Aber hier sah ich überall Falten, Hängebäckchen, Altersflecken, erschlafftes Gewebe, müde Haut, stumpfes Haar….Ich sah Menschen , die sich schwer taten beim Gehen und manche auch beim Atmen. Ich sah so manchen vom Leben umgeformten, „zurechtgebogenen“ Körper.

Jedenfalls wogen diese Eindrücke ziemlich schwer auf mir. So richtige Lebensfreude wollte nicht aufkommen während der Ferientage. Ich war die ganze Zeit nachdenklich und leicht deprimiert.

Auf dem Nachhauseflug dann, in der Flugzeugkabine, im Zwischenzustand, im sensiblen Raum von „Nicht mehr“ und „Noch nicht“, erwischten mich die Trauer und der Schmerz dann mit voller Wucht.

Ich wehrte mich nicht dagegen, bot keinerlei Widerstand: „Ja, ich bin nicht mehr jung“ , sagte meine innere Stimme, „ Ich werde alt. Ich gehe wie alle Anderen dem körperlichen Abbau entgegen. Langsam aber unaufhaltsam. So ist die Natur. So ist es richtig. Es ist der Weg des Menschen.“

„Ja, du kannst Yoga üben, joggen, dein Gedächtnis auf Trab halten und dich gesund ernähren. Ja, du kannst auf gute Weise altern….aber wisse, du WIRST ALT und du wirst STERBEN.“

Diese Einsicht hatte  überhaupt nichts Schreckliches an sich. Es war einfach die Wahrheit. Sie schmerzte.

Ich nahm den Schmerz und die Trauer in mein Herz, während ich unbemerkt von der Außenwelt leise in mich hinein weinte und meinem Empfinden einfach Raum gab.

….und dann

….irgendwann

… fühlte ich Frieden.

~ Claudia@womanessence

Bild: Karl Hirning

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6 Gedanken zu „Altwerden

  1. Falten, Hängebäckchen, Altersflecken, müdes Gewebe
    – ja noch kann ich das mit meinen 66 Jahren noch nicht wirklich lieben, vielleicht muss ich ja erst noch älter werden, um das freudig zu akzeptieren.
    Derzeit ist da noch Wehmut über meine Vergänglichkeit.
    Oder für eine Weile alle Spiegel zuhängen, weil das innerliche Fühlen mit dem Äußeren so gar nicht übereinstimmt, manchmal ist mir mein Spiegelbild noch fremd……
    Glücklicherweise bin ich aber gesund, habe noch keine echten Zipperlein und brauche keinerlei Medikamente und ziemlich beweglich ist mein Körper auch noch 🙂

    1. Mmmhhh… ja. Danke, Hannelore…es ist ein Prozess, der seine Zeit braucht…und alle Gefühle und ERkenntnisse, die dabei hochkommen, dürfen einfach sein. <3

  2. Liebe Claudia,
    dein Post passt grad zu meinem Überdruss an schrecklich operierten Männern und Frauen, die der Natur damit eine ordentliche Ohrfeige verpassen, nur weil sie ist, wie sie ist. Ich verstehe diese Menschen heutzutage nicht, dass es ihnen so leicht fällt, gegen die Natur zu leben. Ich könnte es einfach nicht. Ich möchte sehen, wie ich alt werde, wie die Natur die alte Frau Sofia denkt, so wie sie mir schon die junge und die reife Frau gezeigt hat. Ich bin erst 32 Jahre alt, aber ich freue mich auf alle folgenden Jahre. Wahrscheinlich wird mir vielleicht auch mal etwas nicht gefallen, aber mit der Zeit könnte ich anfangen, es zu lieben, weil es zu mir gehört.
    Deine Geschichte hört sich sehr gesund und gelöst an und ich wünsche dir alles Liebe auf deinem Weg,
    Hexesofia

    1. Ja, liebste Sofia, “es lieben, weil es zu mir gehört.” Das ist ein stetiger Prozess. Das ist der Weg, den ich gehe, meine Übung. Immer wieder aufs Neue etwas “nach Hause holen”, ins Herz nehmen, was sich ungeliebt und abgelehnt anfühlt. Ich danke dir fürs Hiersein. <3 Claudia

  3. Danke für das Mitteilen deiner Gefühle und Gedanken, Claudia! Ich denke wir machen uns etwas vor, wenn wir glauben immun zu sein gegen die Dogmen der Gesellschaft. Anerkennung bekommt wer Leistung bringt. Alte Menschen werden bei uns abbestellt, anstatt wir sie würdigen und achten für das was sie geleistet haben. Ihre Falten und Runzeln sind doch Zeugnis gelebten Lebens. Ja wir werden alt. Alle. Ich möchte gern in Freude, Wertschätzung und Würde altern. Stell dir vor, wir leben in einer Welt, in der die Alten den Platz haben, der ihnen zusteht. Wie schön. Dann brauchen wir vor dem Alt werden keine Angst mehr haben. In dieser Welt freue ich mich bald eine weise alte Frau zu sein :-). Lasst uns diese Welt bauen! Liebe Grüße Katrin

    1. Ja, lasst uns diese Welt bauen. Und nicht diesen künstlichen Idealen nacheifern. Alles zu seiner Zeit. Den Jungen lassen, was den Jungen gehört und die Alten achten für ihre Lebenserfahrung. Danke, Katrin <3

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